Am Entnahmeturm der zwischen 1960 und 1966 errichteten Trinkwassertalsperre wurden Defizite bezüglich der Zuverlässigkeit festgestellt. Unter den außergewöhnlichen Einwirkungen, Ausfall der vorhandenen Drainage unter Vollstau sowie Ausfall der Eisfreihaltungsanlage bei Betriebsstauziel und einseitigem Eisdruck, konnte die normgerechte Tragfähigkeit nicht nachgewiesen werden. Die Betriebssicherheit der gesamten Talsperre war damit in der seltenen Lastfallkombination nicht gegeben.
Zur Herstellung der Zuverlässigkeit wurde die Bodenplatte des Entnahmeturms mit insgesamt 16 Zuggliedern im Untergrund verankert. Es kamen 8 vorgespannte Litzenanker und 8 schlaffe Mikropfähle mit einer Gesamtquerschnittsfläche von ca. 300 cm² zum Einsatz. Ein zusätzlicher Litzenanker diente als Versuchsanker. Die Tragfähigkeit wurde so ausgelegt, dass die Zuverlässigkeit auch bei planmäßiger Außerbetriebnahme der Sohlwasserdruckentlastungen, also in der ständigen Bemessungssituation, gegeben ist. Die Zugglieder dienen der Erhöhung der Kippsicherheit. Zur Erhöhung der Gleitsicherheit wurden Dübelrohre vorgesehen, die im gleichen Bohrloch wie die Zugglieder eingebaut wurden. Auf diese Weise ließ sich der Eingriff in die stark bewehrte Bodenplatte minimieren. Die Umsetzung der Maßnahme erfolgte im laufenden Betrieb unter höchst beengten Verhältnissen an den Einbaustellen. Die Zuwegung erfolgte ausschließlich über die Kontrollgänge der Herdmauern. Zur Sicherstellung der Standsicherheit während der Umsetzung der Maßnahme war ein umfangreiches Verfahren zum Spülen und Überwachen der Sohlwasserdruckentlastungen vorgesehen.
Auftraggeber: Thüringer Fernwasserversorgung
Ort: Land Thüringen, Landkreis Gotha
Bearbeitungszeitraum: 2018 – 2021
Hauptdaten:
Hauptsperre
Gesamtstauraum: 18,4 Mio. m³
Höhe über Gründungssohle: 59 m
Kronenlänge: 260 m
Entnahmeturm
Bauart: Stahlbeton
Höhe über Gründungssohle: 64 m
Schaftdurchmesser: 8,60 m
Leistungen:
Objektplanung LP 1 bis 9 HOAI
Tragwerksplanung LP 1 bis 2 und 4 bis 6 HOAI
Örtliche Bauüberwachung